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1. Historische Einleitung

Aus: Michail Nemirowitsch-Dantschenko und Franziskus Pärn:
Die Münzen von Herzog Magnus, Bischof von Ösel-Wiek
, Seite 163-177.

Auf dem Territorium des Bistums Ösel-Wiek, das zuvor Teil der livländischen Konföderation gewesen war, sind erst- und letztmals, zunächst in Hapsal (Haapsalu) und anschließend in Arensburg (Kuressaare), von 1562 bis 1569 unter dänischer Herrschaft Münzen geprägt worden. Als Münzherr erscheint auf ihnen mit Herzog Magnus von Holstein, Sohn des dänischen Königs Christian III., die umstrittenste Persönlichkeit Livlands in der Zeit seiner Auflösung. Die Münzen bezeichnen Herzog Magnus mit Beschriftungen wie

MAG(NUS) D(EI) G(RATIA) E(PISCOPUS)
O(SILIENSIS) C(VRONIENSIS) E(T) R(EVALIENSIS)

als Bischof von Ösel, Kurland und Reval von Gottes Gnaden, welche Titel er nach seiner Ankunft auf Ösel im Frühjahr 1560 annahm.

Um die Entstehung der Herrschaft von Herzog Magnus über das Stift Ösel-Wiek in der Zeit unmittelbar nach Beginn des Livländischen Krieges (1558-1583) zu erfassen, muß man sich der Situation Alt-Livlands vor Ausbruch des Krieges zuwenden und damit auch den Vorgängen, die wenig später zum Zusammenbruch des livländischen Ordensstaates führten.

Kirchlich gliederte sich Alt-Livland in die von Rom abhängigen Diözesen Riga, Dorpat, Ösel-Wiek, Kurland (letztere Suffragane des Erzbischofs von Riga) und Reval (Suffragan des Erzbischofs von Lund). Die Verteilung der weltlichen Gewalt auf die fünf geistlichen Territorien, die als selbständige Staaten den livländischen Staatenbund bildeten, sah anders aus, denn zu den Landesherren, deren ranghöchster der Erzbischof war, gehörte auch der Ordensmeister, nicht aber der Bischof von Reval. Gemäß den im 13. Jahrhundert getroffenen Regelungen hatte der Orden von den Gebieten der Diözesen Riga, Dorpat und Ösel-Wiek jeweils ein Drittel und vom Gebiet der Diözese Kurland zwei Drittel erhalten. Das Gebiet der Diözese Reval, zuvor unter der Territorialherrschaft des Königs von Dänemark, war seit dem Verkauf an den Deutschen Orden im Jahre 1346 in toto Ordensland. Die Territorien des Bischofs von Dorpat und des Ordens, des größten Territoriums, bildeten jeweils in sich zusammenhängende Einheiten, wobei ein Streife Ordensland das Gebiet des Erzstifts in zwei Teile zerschnitt. Das Stift Ösel-Wiek (bei der Wiek handelt es sich um den der Insel Ösel benachbarten Teil des Festlandes) war von Herrschaftsgebieten des Ordens durchsetzt und das Stift Kurland, meist nach dem Sitz seiner Diözese als Stift Pilten bezeichnet, in drei durch Ordensland getrennte Teile zerstückelt.

Wer sich fragt, wieso dieses Staalswesen zu Anfang des Livländischen Krieges zusammenbrach und bald jeder der Nachbarn einen Teil des Landes in seiner Gewalt hatte - Moskau, Polen, Schweden und Dänemark -, muß bedenken, daß Livland seit jeher ein dem Papst unterstehender Kirchenstaat war mit Geistlichen als Territorialherren. Die Reformation, der Sturz des Katholizismus, hatte die Fundamente dieses Staatswesens derart erschüttert, daß sein Zusammenbruch danach nur noch eine Frage der Zeit war. Aus eigener Kraft auf neuen Grundlagen einen modernen Einheitsstaat zu schaffen, überstieg die Möglichkeiten Livlands, während jedes derartige von einer fremden Macht protegierte Vorhaben zu gefährlichen außenpolitischen Komplikationen führen mußte. Das Großfürstentum Moskau wartete nur auf eine Gelegenheit, sich Livland einzuverleihen, um an die Ostsee zu gelangen und den livländischen Zwischenhandel auszuschalten. Polen-Litauen wiederum mußte alles tun, was das damit drohende Risiko einer Umklammerung durch Moskau zu bannen geeignet war. Schweden wie auch Dänemark schließlich konnte keine Veränderung der Machtverhältnisse im Ostseeraum gleichgültig lassen. Jedes der beiden Reiche wollte an einem etwaigen "livländischen Erbe" beteiligt sein. Für Dänemark kam noch hinzu, daß weite Teile Nord-Livlands einstmals zu Dänemark gehört hatten und man in Dänemark glaubte, auch weiterhin gewisse Rechte an der ehemaligen Kolonie zu besitzen: So scheute Christian III. 1558 nicht davor zurück, gegenüber Zar Iwan IV dänische Hoheitsrechte über das "Herzogtum Estonien, Harrien und Wierland, nebst Stadt und Stift Reval", zu beanspruchen (nicht aber auch über Ösel und die Wiek. auf die Waldemar II. nach vergeblichen Christianisierungsversuchen 1238 verzichtet hatte).

Das seit 1525 säkularisierte, unter polnischer Lehnsherrschaft stehende Preußen und damit indirekt Polen, war das erste Land, das eine Basis für die Einflußnahme in Livland gewann. Dies hatte 1529 begonnen, als Herzog Albrecht von Preußen es im Interesse einer fürstlichen Versorgung seines Bruders Markgraf Wilhelm von Brandenburg erreichte, daß dieser von Thomas Schöning, dem Erzbischof von Riga, zu dessen Koadjutor ernannt und ihm damit eine Nachfolge-Anwartschaft eröffnet wurde. Der Orden, zuvor jeden fremden fürstlichen Einfluß auf Livland abzuwehren bestrebt, hatte die Ernennung zu hintertreiben verabsäumt. Obschon man in Livland danach mit Markgraf Wilhelm wegen seines Strebens nach immer neuen Pfründen schlechte Erfahrungen gemacht hatte (er ließ sich 1532 von einer Partei im Stift Ösel zum Bischof wählen, mußte aber 1536 auf diese Position wieder verzichten), war er 1539 in das Amt des Erzbischofs nachgerückt. Um das Land nicht ein weiteres Mal der Gefahr fremden Einflusses durch unerwünschte Koadjutoren auszusetzen, hatte der livländische Landtag daraufhin 1546 beschlossen, die Annahme eines Koadjutors aus fürstlichem Hause von der Bewilligung des ganzen Landes abhängig zu machen.

Diesen Beschluß, dem er selbst zugestimmt hatte, ignorierte Markgraf Wilhelm später durch die eigenmächtige Berufung des jungen Herzogs Christoph von Mecklenburg zu seinem Koadjutor. Die Berufung (um sie hatte sich auch Dänemark für Herzog Magnus beworben, der danach als Koadjutor für die Bischöfe von Dorpat und Ösel ins Gespräch kam) hatte weitreichende Konsequenzen, war sie doch ein Glied in der Kette des den Livländischen Krieg auslösenden Geschehens. Vorausgegangen war ihr, daß ein Bündnis Livlands mit Litauen oder Polen in dem 1554 auf 15 Jahre erneuerten Beifrieden zwischen Livland und Moskau als Kriegsfall bezeichnet war. Gerade einem solchen Bündnis aber konnte sich Livland im Verlauf der Ereignisse nach der 1555 erfolgten Berufung Christoph von Mecklenburgs zum Koadjutor von Erzbischof Wilhelm - beide nahe Verwandte von Sigismund August - nicht entziehen. Wohl vereinigten sich alle anderen Landesherren gegen den Erzbischof und dessen Koadjutor und gelang es dem Orden 1556, das Erzstift zu besetzen und den Erzbischof gefangenzunehmen. In diese sog. Koadjutorfehde schaltete sich dann jedoch Polen ein. Vermittlungsbemühungen insbesondere Dänemarks verhinderten nur einen polnischen Einfall in Livland. Sie konnten nicht verhindern, daß der Orden im September 1557 mit den Verträgen von Pozvol den Erzbischof unter Anerkennung seines Koadjutors restituieren und mit Litauen ein Bündnis gegen die Russen schließen mußte. Obschon es erst 1562, nämlich nach Ablauf des Waffenstillstandes zwischen Polen-Litauen und Rußland, in Kraft treten sollte, sah Iwan IV es sogleich als casus belli an.

Von dem ersten russischen Einfall im Januar 1558 heißt es, dabei habe es sich bloß um eine großangelegte Rekognoszierung gehandelt, denn die Russen zogen sich nach sechswöchiger Plünderung und Verwüstung weiter Teile Ostlivlands wieder zurück. Doch schon im Frühjahr drangen sie, jetzt mit einem Eroberungsauftrag, erneut in Livland ein. Mitte Mai fiel Narva und begann die russische Belagerung der Dorpater Grenzfestung Neuhausen. Als Neuhausen Ende Juni kapitulieren mußte, tagte in Dorpat ein Ausschuß der livländischen Stände. Allen war klar, daß Livland sich gegen die Russen selbst zu schützen außerstande war. Nur eine Frage beschäftigte daher die Versammelten: Wen soll man Livland zu schützen bitten - Polen, Schweden oder Dänemark? Man entschied sich für Dänemark. Sachlich sprach dafür, daß Livland im Falle polnischen bzw. schwedischen Schutzes in die zwischen Moskau und diesen Mächten bestehenden Konflikte hineingeraten würde. Hinzu kam, daß sich ein Mann besonders engagiert für eine an Dänemark zu richtende Hilfsbitte einsetzte: Christoph von Münchhausen, Lehnsmann des dänischen Königs auf einem nahe Reval belegenen Gut, dessen Wort man wegen dieser seiner Eigenschaft besonderes Gewicht beimaß. Münchhausen amtierte als Stiftsvogt des Bistums Ösel-Wiek in der Wiek; Bischof Johann, zugleich Bischof von Kurland, war sein Bruder.

Während sich die Gesandtschaften der livländischen Stände zur Reise nach Dänemark rüsteten, schritten die russischen Truppen zur Belagerung von Dorpat, worauf der Dorpater Bischof beschloß, Herzog Magnus zu seinem Nachfolger zu ernennen und er seine Gesandten am 5. Juli, kurz vor dem Fall Dorpats (18. Juli), das Stift Magnus anzubieten bevollmächtigte. Münchhausen, der sich zunächst nach Reval begab, stellte dort fest, daß der Rat in Unterwerfungsverhandlungen mit Schweden einzutreten im Begriffe war. Es gelang ihm, unterstützt vom estländischen Adel, den Rat umzustimmen. Überdies gelang es ihm, die Ordensburg Reval im Namen des Königs von Dänemark, als dessen "Statthalter über Estland" er sich bezeichnete, in Besitz zu nehmen. Bei alledem verstand er den Eindruck zu erwecken, in Übereinstimmung mit dem Willen des Königs zu agieren. Die Anfang August in Dänemark aufgenommenen Verhandlungen ließen zunächst ein Livland günstiges Ergebnis erhoffen: Schutz Livlands und Unterstützung des Ordens gegen Rückabtretung der dem Orden 1346 überlassenen Gebiete. Mitte September aber, als diese Lösung abschlußreif erschien, war König Christian den Schutz des ganzen Landes zu übernehmen doch nicht bereit und machte er die Unterstützung des Ordens von den Resultaten einer Gesandtschaft abhängig, die er nach Livland und Moskau zu senden verfügte. Von der Aktion Münchhausens in Reval scheint man sich dänischerseits während der Verhandlungen nicht förmlich distanziert zu haben. Daß der König seine Bereitschaft erklärte, die Burg bis auf weiteres auf Kosten des Ordens besetzt zu halten und dahin überdies Entsatz mit Proviant und Munition sandte, wird zumindest Münchhausen als eine nachträgliche Billigung seiner Aktion verstanden haben.

Einen echten Erfolg vermochte Münchhausen in von ihm separat geführten Gesprächen für seinen Bruder zu verbuchen: König Christian beauftragte Münchhausen zu Verhandlungen mit dem Bischof von Ösel. Der Gegenstand dieser Verhandlungen ist urkundlich nicht festgehalten, doch besteht kein Zweifel, daß es dabei um das später realisierte Projekt eines dänischen Erwerbs des Stifts Ösel-Wiek ging, zumal Münchhausen vom König weiter angewiesen wurde, Dietrich Behr, Stiftsvogt auf Ösel und Befehlshaber zu Arensburg, für die dänischen Interessen zu gewinnen. Münchhausen wird das nicht schwergefallen sein, da Behr schon früher in dänischen Diensten gestanden hatte und überdies sein Schwager (verheiratet mit einer Schwester der Brüder Münchhausen) war.

Innerhalb des Ordens hatten sich gewichtige Stimmen dafür ausgesprochen gehabt, nicht Dänemark, sondern Polen um Schutz und Hilfe zu bitten, doch waren sie gegenüber der dänischen Fraktion im Orden nicht durchgedrungen. Den Ausschlag hatte gegeben, daß der Ordensmeister, Wilhelm Fürstenberg, sich mit seiner ganzen Autorität für Dänemark ausgesprochen hatte. Als die Ordensgesandten mit leeren Händen aus Dänemark zurückkehrten, stärkte dies zwangsläufig die polnische Fraktion im Orden, an deren Spitze Gotthard Kettler, seit Juli 1558 Koadjutor des Meisters, stand. Kettler bemühte sich danach intensiv, die Truppen in der Burg Reval wieder der Ordensgewalt zu unterstellen, wobei es ihm insbesondere um die Beseitigung dieses dänischen Pfandes in Estland gegangen sein wird. Im Dezember, nach langem vergeblichen Warten der Besatzung auf eine dänische Zusage, brachte er die zuletzt unter dem Mitbefehl von Dietrich Behr stehende Burg wieder unter die Gewalt des Ordens. Da außerdem die über Livland nach Moskau reisende dänische Gesandtschaft die erbetene "Generalprotektur" Dänemarks auch weiterhin Fürstenberg nicht in Aussicht stellen konnte, waren damit in einem die Position Fürstenbergs und die dänischen Ambitionen auf Estland entscheidend geschwächt. Nachdem die russischen Truppen im Herbst bis vor Reval vorgedrungen waren, sich dann aber nach Narva und Dorpat zurückgezogen hatten, brachen sie im Januar 1559 ein drittes Mal in Livland ein, jetzt in die erzstiftischen Gebiete mit Stoßrichtung Riga. Daraufhin war niemand mehr auf einen Schutz Livlands durch Dänemark zu setzen bereit. Auf einem im Februar in Riga abgehaltenen Landtag wurde Kettler in den Rang eines de facto-Ordensmeisters erhoben (de jure wurde er es im September) und wenig später mit weitreichenden Vollmachten zur Erzielung eines Bündnisses mit Polen ausgestattet.

Die dänische Gesandtschaft, die in Moskau unter Hinweis auf die dänischen Hoheitsrechte über Estland einen für Livland möglichst günstigen Frieden anstreben sollte, konnte dort zwar nur einen am 11. April vereinbarten Waffenstillstand für sechs Monate (Mai bis Oktober 1559) erreichen; ein Tatareneinfall ließ es dem Zaren angezeigt erscheinen, seine Ambitionen auf Livland vorübergehend zurückzustellen. Während dieser Kampfpause kam es dann aber zu einer für die Zukunft des Landes ungemein wichtigen Vorentscheidung: Kettler konnte ausgedehnte Verhandlungen mit Polen fuhren und schließlich am 31. August gegen die Verpfändung wichtiger Burgen für den Orden polnische Schutzversprechen erlangen.

Das Interesse Dänemarks, seit dem Tode Christian III. am 1. Januar 1559 von dessen Sohn Friedrich II. regiert, richtete sich nach der Einbuße des Revaler Pfandes verstärkt auf den Erwerb des Stifts Ösel. Dabei ist es König Friedrich gewiß ebensosehr um die Möglichkeit gegangen, mit diesem Territorium seinen Bruder Magnus wegen dessen Erbansprüchen abzufinden, wie um eine Erweiterung des dänischen Machtbereichs. Sogleich nach seinem Herrschaftsantritt begann er das Osel-Konzept unter Vermittlung von Münchhausen zu forcieren. Nach einer bereits im April getroffenen allgemeinen Verständigung kam es am 26. September in Nyborg zum Vertragschluß. Vorbehaltlich der Bestätigung des Bischofs, der Stiftsstände und des Kapitels vereinbarten der König und Münchhausen, daß Dänemark das Stift in Schutz nimmt gegen Einräumung des Rechts der Bischofsernennung und der Besetzung der Burg Arensburg für jeglichen Vakanzfall. Gleichzeitig traf man ein zunächst geheim gehaltenes Zusatzabkommen, wonach sich der Bischof auf jederzeitiges Anfordern des Königs zur Abtretung des Stifts und Übergabe der Burg an Herzog Magnus verpflichtete gegen die Zusage des Königs zur Zahlung von 20.000 Talern an den Bischof nach Übertragung des Stifts auf Herzog Magnus und dessen Wahl zum Bischof durch das Kapitel und die Stiftsstände. Wenngleich die Stiftsstände, empört über das wenig später auch zu ihrer Kenntnis gelangte Zusatzabkommen, den Vertrag noch nicht ratifiziert hatten (das geschah erst im August 1560), schritt der König alsbald zur Umsetzung des Vereinbarten in die Tat: Er verfügte die sofortige Inbesitznahme des Stifts durch Magnus, der bereits am 13. August unter der Voraussetzung seiner Wahl zum Bischof von Ösel seinen Anteil am väterlichen Erbe an König Friedrich abgetreten hatte. Das zwischen den Brüdern bezüglich Ösel bestehende Verhältnis im einzelnen zu regeln verabsäumte man. Insbesondere blieb, zum Nachteil von Magnus, ungeregelt, inwieweit er bei seinen absehbaren Unternehmungen mit der Unterstützung seines Bruders rechnen konnte. Das Versäumnis Magnus anzulasten wäre verfehlt, hatte er, geboren am 26. August 1540, bei der Abmachung mit seinem Bruder sein 19. Lebensjahr noch nicht vollendet und wurde jene Abmachung getroffen, unmittelbar nachdem er, veranlaßt durch die Krönungsfeierlichkeiten in Kopenhagen, im Sommer 1559 nach einem zweijährigen Aufenthalt am sächsischen Hof (seine Schwester Anna war Gemahlin Kurfürst Augusts von Sachsen) nach Dänemark zurückgekehrt war.

Als Magnus am 16. April 1560 mit 300 Soldaten auf Osel bei Arensburg an Land ging, hatte sich die Lage in Livland weiter verschlechtert; bereits im November, gleich nach Ablauf des Waffenstillstands, war es zu neuen Aktionen russischer Truppen gekommen, und im Februar war ihnen die Eroberung der Marienburg, einer Grenzburg des Ordens, gelungen. Magnus aber, der am 13. Mai zum Bischof des Stifts Ösel-Wiek gewählt wurde, betrieb vor allem die Ausweitung seines Machtbereiches, wobei er Konflikte mit dem Orden nicht scheute, vielmehr nachgerade provozierte. Nur Wochen nach der Wahl sicherte er sich gegen das Versprechen einer an Bischof Johann zu leistenden Abstandszahlung von 9200 Talern das Stift Pilten und ließ er sich, ebenfalls gegen ein Zahlungsversprechen, vom Bischof von Reval dessen Stift abtreten, dies ohne Rücksicht auf das, vom Orden für beide Stifte beanspruchte Präsentationsrecht. Weiteren Konfliktstoff mit dem Orden häufte er auf, indem er den Vogt von Soneburg, der Öseler Besitzung des Ordens, gefangen hielt und gegen Kettler den Vorwurf erhob, dieser hätte geplant, ihn unter Einsatz bewaffneter Kräfte an der Inbesitznahme des Stifts Ösel zu hindern. Das Verhältnis zwischen Magnus und Kettler spitzte sich derart zu, daß kriegerische Aktionen zwischen ihren Truppen während des Einrückens neuer russischer Heere in Livland drohten. Daraufhin kam es nach Vermittlung durch den Erzbischof Anfang August zu einer Zusammenkunft von Magnus und Kettler in Pernau. Das Treffen wäre wohl völlig ergebnislos geblieben, wäre nicht in die Verhandlungen die Nachricht von der verheerenden Niederlage der Ordenstruppen am 2. August in der Schlacht bei Ermes hineingeplatzt, was zur Folge hatte, daß man Pernau erst nach hastiger Vereinbarung eines Waffenstillstandes verließ. Am 20. August fiel mit Fellin die stärkste Ordensburg. Anfang September drangen gegen Reval und Pernau vorrückende russischen Truppen plündernd in die Wiek ein. Magnus, der sich in Hapsal aufgehalten hatte, mußte sich auf einem Boot nach Ösel retten. Hier wird ihm die desolate Situation, in die er inzwischen geraten war, voll bewußt geworden sein. Nach Kurland und nach Reval hatte er ohne Rückendeckung von König Friedrich ausgegriffen. Ihm für die Besoldung seiner Truppen finanzielle Hilfe zukommen zu lassen, verweigerte der König, der überdies sein Auftreten gegenüber dem Ordensmeister mißbilligte. Magnus mußte einen Teil seiner Soldaten entlassen. Als eine Meuterei der Arensburger Besatzung drohte, setzte er sich nach Pilten ab.

Erst Ende Januar 1561 war Magnus wieder auf Ösel, um von dort zur Erlangung königlicher Unterstützung nach Dänemark zu reisen. Das Ergebnis der Reise war für Magnus katastrophal. Nicht nur, daß er beim König auf taube Ohren stieß und während seiner Anwesenheit in Dänemark dort eingetroffene Gesandte des Ordens mit dem König einen Waffenstillstand bis Pfingsten 1564 vereinbarten. Magnus hatte überdies am 4. Mai einen Verpflichtungsbrief gegenüber dem König unterzeichnen müssen, durch den er alle Gewalt im Stift Ösel einem vom König zu ernennenden Statthalter übertrug. Das Stift wurde dadurch praktisch zu einer dänischen Provinz. Magnus war während dieser Statthalterschaft, die bis 1567 andauerte, nur noch nominell ein selbständiger Landesherr.

Zwei Wochen später traf er zusammen mit dem ersten dieser Statthalter, Dietrich Behr, wieder in Arensburg ein. Behr war beauftragt, auf ein freundschaftliches Verhältnis zum Zaren hinzuwirken und diesen möglichst zur Anerkennung der dänischen Ansprüche auf Harrien, Wierland und Reval zu bewegen. Weiter war er angewiesen, das freundschaftliche Verhältnis zum Ordensmeister zu erhalten und dessen Einverständnis zum Tausch des Ordensterritoriums auf Ösel (Soneburg) gegen das Stift Pilten zu erwirken. Der ihm außerdem erteilte Auftrag, die Unterwerfung von Reval unter dänischen Schutz anzustreben, erwies sich als hinfällig, da Reval sich bereits zur Aufkündigung des Untertaneneides gegenüber dem Orden und zur Unterwerfung unter die schwedische Krone entschlossen hatte. Nachdem zunächst am 4. Juni die harrisch-wierische Ritterschaft König Erik XIV gehuldigt hatte, unterwarf sich ihm am 6. Juni die Stadt Reval. Behr mußte sich darauf beschränken, die Rechte von Magnus an dem Stift Reval in Erinnerung zu bringen. Über die aus diesen behaupteten Rechten abgeleiteten Forderungen - u.a. wurde das Recht der Münzprägung im Stift beansprucht - war die schwedische Seite indessen nicht einmal zu diskutieren bereit. Die beiden anderen Angelegenheiten aber konnte Behr alsbald im Sinne der dänischen Krone fördern. Nachdem ihm der Ordensvogt von Soneburg versprochen hatte, daß Soneburg in keine andere Hand als die des dänischen Königs kommen würde, reiste er im August nach Moskau und leitete dort die Verhandlungen ein, die im Sommer des folgenden Jahres zum Abschluß des dänisch-russischen Neutralitätsvertrages führten.

Wenn man das Jahr 1561 - ein Jahr, in dem die Waffen schwiegen (die russischen Truppen verblieben in Wierland und Dorpat, wohin sie sich Ende 1560 zurückgezogen hatten) - als das Schicksalsjahr Livlands bezeichnet, so deshalb, weil Polen, das sich ganz Livland zu unterstellen wünschte, auf den schnellen Zugriff Schwedens auf Nordlivland sofort mit Entschiedenheit reagierte. Polen verlangte das bisher bezüglich des Ordens bestehende Schutzstaatsverhältnis durch Unterwerfung ganz Livlands unter die polnische Herrschaft abzulösen und hatte damit Erfolg. Am 28. November 1561 wurde in Wilna der Unterwerfungsakt durch den Ordensmeister und den Erzbischof vollzogen. Gotthard Kettler erhielt für sich das Ordensgebiet südlich der Düna als erbliches polnisches Lehnsherzogtum Kurland und Semgallen sowie ein Anwartschaftsrecht auf die in fremden Händen befindlichen Gebiete Pilten und Reval. Das übrige Livland einschließlich des Erzstifts Riga wurde direkt dem König unterworfen und Kettler als erstem Administrator unterstellt. Allein die Stadt Riga konnte sich der Unterwerfung entziehen und noch für zwei Jahrzehnte ihre Selbständigkeit bewahren; es war eine der letzten Amtshandlungen von Kettler als Ordensmeister, daß er die Stadt am 3. März 1562 aus ihrem Eide entließ.

Anfang 1562, dem Jahr des Prägebeginns in Hapsal, kam es zu einer Befestigung der dänischen Position auf Ösel, als Kettler in der Erwartung, der diskutierte Tausch Soneburg gegen das Stift Pilten würde zustandekommen, einer dänischen Besetzung der Burg Soneburg zustimmte, womit die ganze Insel in dänischer Hand war. Die Lage der Wiek hingegen begann angesichts drohender militärischer Konflikte zwischen Schweden und Dänemark kritisch zu werden, zumal Schweden über die Teile Livlands, die sich ihm unterworfen hatten, nach Süden hinauszugreifen ansetzte und damit die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Erben der livländischen Konföderation eröffnete: Schwedische Truppen eroberten im Juni die direkt jenseits der Südgrenze der Wiek liegende, zuvor von Polen besetzte Hafenstadt Pernau.

An eine Behauptung der Wiek war unter diesen Umständen nach Ausbruch des Krieges zwischen Dänemark und Schweden im Jahre 1563 nicht zu denken. Daß Arensburg am 8. Mai das Stadtrecht verliehen wurde, entsprach der damit steigenden Bedeutung des durch seine Insellage geschätzten Ortes für das Stift und war überdies in dem wirtschaftlichen Aufschwung begründet, den Arensburg durch den Zuzug vieler vor den Russen geflüchteter wohlhabender Familien Wierlands und Dorpats genommen hatte. Hapsal, die Hauptstadt des Bistums Ösel-Wiek und Sitz des Domkapitels (Residenz des Bischofs war seit Mitte des 14. Jahrhunderts Arensburg), mußte im Juli kapitulieren, und damit war praktisch die ganze Wiek für Dänemark verloren; die Münzstätte des Bistums wurde im Verlauf dieses Geschehens nach Arensburg verlegt. Schauplatz des Krieges, der als Dreikronenkrieg bzw. Nordischer Siebenjähriger Krieg in die Geschichte eingegangen ist, wurde Ösel jeweils nur vorübergehend, da die beiden kriegführenden Mächte sich derart stark an der nordischen Front und der Seefront engagierten, daß sie außerstande waren, überdies an der baltischen Front starke Kräfte gegeneinander einzusetzen. Ein 1563 unternommener russischer Streifzug in den von Polen besetzten Teil Livlands bis Wolmar und Wenden ist besonderer Erwähnung wert, weil Rußland, wie schon zuvor seit Ende 1560, danach bis 1569 in Livland militärische Aktionen nicht unternommen hat.

Nachdem im Oktober 1563 die Statthalterschaft von Dietrich Behr auf Christoffer Valkendorff übergegangen war, erledigte sich das Problem Soneburg Anfang 1564 dadurch, daß der letzte Ordensvogt, Heinrich von Lüdinghausen gen. Wulff, Soneburg nunmehr auch formell Dänemark unterstellte, worauf er als dänischer Statthalter auf Soneburg fungierte. Für den Spätwinter erwartete Versuche Schwedens, nach Ösel überzugreifen, unterblieben. Im Frühjahr 1565 gelang es polnischen Verbänden, Pernau den Schweden wieder zu entreißen. Als polnische Truppen, denen sich eine von Magnus in Pilten ausgerüstete kurländische Kriegerschar anschloß, mit der Absicht einer handstreichartigen Eroberung der Stadt in Richtung Reval vorrückten, vermochten es die Schweden, dieses Vorhaben zu verhindern. Die schon früher erwarteten Übergriffe Schwedens auf Ösel begannen im Herbst 1565 mit einer von See her gegen Arensburg geführten Attacke. Im Februar 1566 wandten sich schwedische Truppen, die Pernau vergeblich mit dem Ziel der Wiedereroberung belagert hatten, nach Ösel, wie es heißt, um sich an Magnus wegen des Einsatzes der kurländischen Krieger im Vorjahre zu rächen. Es kam zu einer Brandschatzung Arensburgs sowie anderweitigen Plünderungen und Verwüstungen auf der Insel. Erst als polnische Truppen aus Pemau anrückten, zogen sich die Schweden wieder aufs Festland zurück. Während des Jahres 1567 blieb Ösel von Eindringlingen verschont. In die Wiek hingegen brachen polnische Truppen ein, die den dortigen schwedischen Truppen eine schwere Niederlage zufügten und anschließend die Wiek ausplünderten. Erneut in das Geschehen des Dreikronenkrieges einbezogen wurde Ösel im Juli 1568. Über See eindringende schwedische Verbände belagerten und nahmen die Soneburg und setzten sich so auf Ösel fest; die damit begründete schwedische Herrschaft über das Gebiet Soneburg endete erst zwei Jahre später mit dem Stettiner Frieden. Als das herausragende Öseler Geschehen des Jahres 1569, dem letzten Jahr der Münzprägung in der livländischen Besitzung Dänemarks, sind die von Magnus in Arensburg entfalteten politischen Aktivitäten zu erachten. Die Verbindungen, die er von Arensburg aus mit der Folge einer baldigen spektakulären Änderung seiner Position zum Zarenhof anknüpfte, darf man als den Grund dafür ansehen, daß die Prägung der auf ihn als Öseler Landesherrn hinweisenden Münzen 1569 endete.

Über Magnus gibt es für die Periode seiner Entmachtung nur spärliche Nachrichten. Übewiegend scheint er sich in Kurland aufgehalten zu haben. Für längere Zeit hat er Pilten offenbar 1563 verlassen. Es gibt die Nachricht, daß er sich in diesem Jahr zusammen mit seinem Bruder, dem König, bei dem zur Eroberung von Elfsborg angesetzten dänischen Heer befunden hat. Nach Kurland zurückgekehrt ist Magnus erst 1564, in welchem Jahr er aus Goldingen, Herzogtum Kurland, einen Gnadenbrief an die Öselsche Ritterschaft gerichtet hat, worin er sich einleitend beschwert, daß er "in diesen bedrängten Zeiten außerhalb seiner Stifte sein" müsse. Auf 1565 ist außer der von Magnus verfügten Entsendung kurländischer Hofleute zu den polnischen Truppen nach Pernau der Beginn seiner Werbung um die Hand der polnischen Prinzessin Anna, der Schwester von König Sigismund August, zu datieren. Für 1566 gibt es die Nachricht von seiner Teilnahme an der Hochzeit von Kettler in Goldingen sowie von seiner nach Arensburg gerichteten Bitte, ihm dort gefangene schwedische Soldaten für Maurerarbeiten nach Pilten zu entsenden.

Was das Jahr 1567 anlangt, so wird von der älteren Literatur jeweils allein die von Magnus in diesem Jahr unternommene Reise nach Grodno und Wilna zur Intensivierung seiner Werbung um Prinzessin Anna angeführt, eine Reise, die nicht zu dem erwünschten Erfolg führte. Neuerem Schrifttum ist zu entnehmen, daß sich in diesem Jahr auch eine für sein weiteres Schicksal positive Wende vollzogen hat. Nachdem das von Anbeginn gespannte Verhältnis zwischen Magnus und Christoffer Valkendorff im Laufe, der Zeit Züge einer offenen Feindschaft angenommen hatte, gelang es Magnus, tatkräftig unterstützt von seiner Mutter, der Königinwitwe Dorothea, Anfang 1567 die Aufhebung der Statthalterschaft zu erreichen. Valkendorff wurde ohne Einsetzung eines Nachfolgers abberufen, und die Regierung des Stifts ging damit wieder auf Magnus über, gleichzeitig dürfte sich auch die sich auf Soneburg beziehende Statthalterschaft von Lüdinghausen ersatzlos erledigt haben. Magnus wird wohl noch im Laufe des Jahres 1567 von Pilten nach Arensburg übergesiedelt sein, spätestens aber alsbald nach dem im August 1568 erfolgten Abschluß eines einjährigen Waffenstillstandes mit Claus Kursell, dem Befehlshaber der Soneburg besetzt haltenden schwedischen Streitkräfte.

Von Arensburg aus unterhielt Magnus 1569 Verbindungen zu Vertrauensleuten des Zaren, der sich zu einem erneuten Vorgehen gegen Livland entschlossen hatte mit dem Ziel, dort ein von Rußland abhängiges livländisches Staatswesen zu etablieren. Während die seitens des Zaren zunächst angesprochenen ehemaligen Ordensmeister Fürstenberg und Kettler es abgelehnt hatten, sich an die Spitze eines solchen Staatswesens setzen zu lassen, war Magnus die Rolle eines Vasallen des Zaren zu übernehmen willig. Nachdem eine von Magnus im Herbst l569 nach Moskau abgefertigte Gesandtschaft die das Vorhaben des Zaren näher klärende Verhandlungen geführt hatte, traf Magnus im Juni 1570 in Moskau ein, um dort vom Zaren alsbald mit dem Titel "König in Livland" ausgezeichnet zu werden. Sein ihm vom Zaren zugewiesenes Territorium beschränkte sich auf das von den Russen besetzte Oberpahlen, wobei vorgesehen wurde, daß in das Königreich von Magnus weiterhin die von ihm selbst künftig eroberten Gebiete fallen sollten sowie ein ihm vom Zaren nach dessen Ermessen zuzuweisender Anteil von den künftigen russischen Eroberungen. Die vielfach unzutreffende Bezeichnung "König von Livland" - anfänglich hat Magnus sie selbst benutzt - ist hiernach irreführend. Geplant war nicht eine Zusammenfassung des gesamten altlivländischen Territoriums, sondern die "Aufteilung Livlands in Zarenland und Königsland" (Angermann). Als russische sowie von Magnus gestellte Truppen im August Reval zu belagern begannen, befand er sich in deren Feldlager und befehligte einen Teil von ihnen. Während der Belagerung wurde im Dezember der Nordische Siebenjährige Krieg zwischen Schweden und Dänemark durch den Stettiner Frieden beendet und Ösel darin vom dänischen König dem Machtbereich von Magnus entzogen. Die vom Zaren in den Einsatz von Magnus bei der Belagerung von Reval gesetzten Hoffnungen erfüllten sich nicht. Im März 1571 wurde die Belagerung abgebrochen, worauf Magnus sich zunächst nach Arensburg zurückzog, wo er 1572 das Domkapitel und den Adel ihres Eides entband, um danach Ösel für immer zu verlassen. Die Beendigung seiner Position als Landesherr fand Ausdruck auch darin, daß für Ösel nach sechsjähriger Unterbrechung mit Claus von Ungern 1573 erneut ein Statthalter eingesetzt wurde, wobei dieser - anders als die früheren Statthalter Behr und Valkendorff, die formell Magnus zur Seite gestellt waren - unmittelbar den König als Landesherrn vertrat.

Einer Weisung des Zaren folgend begab sich Magnus nunmehr in sein "Königreich", wo er fortab zunächst in Oberpahlen und später in Karkus residierte. Obschon Magnus sich danach noch enger mit dem Zarenhaus verband - er heiratete im April 1573 in Nowgorod die Fürstin Maria Wladimirowna, eine 13jährige Nichte des Zaren (Maria war also 20 Jahre jünger als Magnus, ein merkwürdiges Faktum angesichts der Tatsache, daß Prinzessin Anna von Polen, um die er sich zuvor beworben hatte, seine Mutter hätte sein können), - und die Russen ihren Herrschaftsbereich in Livland ab 1573 auf immer neue Gebiete ausdehnten, hatte man für ihn jahrelang keine rechte Verwendung. Erst als 1576 polnische Annäherungsversuche an Magnus eingesetzt hatten, entsann man sich seiner wieder. In Vorbereitung eines großangelegten Einfalls russischer Truppen in den von Polen besetzten Teil Livlands bestellte ihn der Zar Ende Juni 1577 zu sich nach Pleskau. Magnus wurde angewiesen, keinesfalls in die Teile Polnisch-Livlands einzudringen, welcher sich die Russen im Laufe ihres Feldzuges zu bemächtigen gedachten. Magnus ließ es indessen dazu kommen, daß sich ihm, aus Furcht vor den Russen, Plätze unterwarfen, die der Zar für sich beanspruchte, so Ascheraden, Lennewarden, Erlaa und schließlich sogar das befestigte Kokenhusen. Eine blutige Strafexpedition russischer Truppen nach Kokenhusen war eine Folge, eine andere die Verhaftung von Magnus durch den Zaren am 31. August vor dem von den Russen belagerten Wenden. Als ein Teil der Wendener Besatzung sich aus Verzweiflung Tage später in die Luft sprengte, befand sich Magnus als Gefangener im Feldlager des Zaren. Wochen danach entließ der Zar ihn in Dorpat mit der Weisung, nach Karkus zurückzugehen. Magnus gehorchte, setzte sich aber Anfang 1578 heimlich, wohl über See, nach Pilten ab.

Seine Rolle als König von des Zaren Gnaden hatte Magnus damit ausgespielt. Ihm blieb nichts anderes, als sich Polen für eine ähnliche Verwendung anzudienen, was er dann auch von Pilten aus tat. Seinen Übertritt in das polnische Lager sanktionierte König Stephan im September 1578 mit der Verfügung, daß Magnus in Polnisch-Livland seinen ungefährdeten Aufenthalt nehmen dürfe. Danach hat sich Magnus 1579 und 1580 von Pilten aus an einzelnen militärischen Aktionen der Polen beteiligt. Für das Jahr 1581 ist über ihn die in Pilten vollzogene Taufe seiner Tochter Eudokia überliefert. Den im Januar 1582 in Sapolje zwischen Polen und Rußland geschlossenen Frieden, durch den der Zar auf Livland verzichtete, hat er noch erlebt, den im August 1583 in Pljussa geschlossenen Frieden zwischen Schweden und Rußland nicht mehr: Magnus starb am 18. März 1583 in Pilten.

Das Stift Pilten wurde gleich nach dem Tod von Magnus durch polnische Truppen besetzt. Im Traktat von Kronenborg verzichtete Dänemark 1585 gegen das polnische Versprechen einer Zahlung von 30000 Taler auf jegliche Ansprüche hinsichtlich des Stifts. Zeitweise war Pilten danach dem Herzogtum Kurland angegliedert, zeitweise wiederum eine Adelsrepublik unter polnischer Oberhoheit. Endgültig entschied sich das Schicksal Piltens erst 1795, als es sich, gleichzeitig mit dem Herzogtum Kurland, durch Unterwerfung der Piltenschen Ritterschaft unter die Krone Rußlands stellte. - Die 1576 von den Russen besetzte Wiek war ihnen 1581 von den Schweden abgenommen worden, denen die Ritterschaft der Wiek 1582 den Treueeid leistete. Die Herrschaft Schwedens wurde 1613 im dänisch/schwedischen Frieden von Knäred bestätigt. Am längsten währte die dänische Herrschaft über Ösel. Sie fand erst 1645 im Frieden von Brömsebro durch Abtretung an Schweden ein Ende.

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In Hapsal und Arensburg sind jeweils zwei sich schon durch Größe und Gewicht deutlich voneinander abhebende Arten von Münzen geprägt worden, Ferdinge und Schillinge (Durchmesser: Ferdinge 24 mm, Schillinge 18 mm; Gewicht: Ferdinge um 2,8 g, Schillinge um 1,0 g). Es handelt sich dabei um die beiden Nominale, die bei Ausbruch des Krieges den Münzverkehr Livlands beherrscht hatten und vom livländischen Orden auch noch 1561 in Riga und Reval ausgebracht wurden; die 1556 aufgenommene Prägung von Halbe-Mark-Stücken war bereits 1558 wieder zum Erliegen gekommen, und die von Pfennigen zuletzt völlig bedeutungslos gewesen. Man rechnete in Livland 1 Mark = 4 Ferdinge = 36 Schillinge = 108 Pfennige, womit ein Ferding neun Schillingen entsprach. Bis zur Aufnahme der Prägung von Ferdingen im Jahr 1515 war der Schilling das größte ausgeprägte Nominal des Landes gewesen. Da Ferdinge in beachtlichem Umfang aber nur 1515 und 1516 ausgebracht wurden und - nach einer regen Prägung von Pfennigen während der folgenden Jahre - ab 1531/32 während zwei Jahrzehnten praktisch nur noch Schillinge geschlagen wurden, blieb die Bedeutung der Schillingsmünze weiterhin ungeschmälert. Die Verhältnisse änderten sich erst, als der fortgeschrittene Währungsverfall es notwendig machte, den Geldverkehr durch die erneute Ausbringung von Ferdingen zu erleichtern, wobei man angesichts des geringeren Gehalts der ab 1553 geprägten 9 1/4 lötigen Ferdinge den Kurswert der ehedem ausgebrachten 14 3/4 lötigen Ferdinge auf 14 Schillinge erhöhte.

Die Prägung von Ferdingen und Schillingen wurde in Livland nach dem Zusammenbruch des Ordensstaates von den neuen Machthabern fortgesetzt. In der bisherigen Ordensmünzstätte Reval wurden bereits im Herbst 1561 auf den neuen Münzherrn, König Erich XIV, hinweisende Ferdinge und Schillinge geschlagen; der Fuß dieser Prägungen wich von dem der bisherigen livländischen Münzen nur minimal ab. Riga wiederum, wo gemeinschaftliche Münzherren zuvor der Erzbischof und der Ordensmeister gewesen waren, prägte noch bis 1563 rein erzbischöfliche Ferdinge und Schillinge. Während der sog. Freiheitszeit Rigas wurden die beiden Nominale dort als Münzen der Stadt weitergeprägt (Ferdinge jetzt 7 lötig). In Polnisch-Livland (Dahlen) wurden 1572 bzw. 1573 ebenfalls Schillinge sowie Ferdinge, letztere 5 lötig, ausgebracht, wobei auf diesen Münzen ihr Nominal angegeben war. Das Herzogtum Kurland prägte von 1575 bis 1577 Schillinge. Die letzten livländischen Ferdinge wurden 1579 in Riga geschlagen, die letzten dem alten System entsprechenden Schillinge 1585 in Reval. Es fügt sich hiernach die unter dänischer Herrschaft 1562 in Hapsal aufgenommene Öseler Prägung völlig in die sonstige Münztätigkeit auf dem Gebiet des untergegangenen Ordensstaates ein.

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Die Münzen von Herzog Magnus, Bischof von Ösel-Wiek.


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