Das 16. Jahrhundert war in Nordeuropa durch den Beginn des Kampfes um das "Domanium maris Baltici", die Vorherrschaft im Ostseeraum gekennzeichnet. Die Niederlande hatten sich aufgrund ihrer politischen und ökonomischen Entwicklung zum wesentlichsten Konkurrenten der deutschen Hansestädte im internationalen Handel herausgebildet und gefährdeten so die alten Privilegien der deutschen Hanse. Durch die stete Konzentration des Handelskapitals und damit der Macht in den Händen einer zahlenmäßig geringen patrizischen Schicht und der daraus resultierenden Interessenpolitik, verschärften sich bei Eindringen reformatorischer Ideen zu Beginn des 16. Jahrhunderts die politisch-sozialen Kämpfe und religiösen Auseinandersetzungen in den Städten des Wendischen Viertels der deutschen Hanse. Innerstädtische Kämpfe, in Verbindung mit der Einführung der Reformation, führten insbesondere in Lübeck zu erbitterten Auseinandersetzungen und zur Umgestaltung der städtischen Verwaltung. Sie trugen im Frühjahr 1533 Jürgen Wullenwever die Wahl zum Bürgermeister ein. Wullenwever war Interessenvertreter der Kaufmannschaft, die eine konsequentere Politik gegenüber Holland praktiziert sehen wollte. Holland sollte durch die Sperrung des Sundes und die Wiedereinführung des Lübecker Stapels für den Ost-West-Handel weitestgehend aus dem Ostseehandel ausgeschlossen werden.
Dänemarks politische Entwicklung bot begünstigende Tendenzen. Die reformatorischen Ziele des dänischen Städtebürgertums trafen sich mit den Interessen des Königs Christian II. (1513-1523, +1559) zur Stärkung der Zentralgewalt. König Christian II. schuf eine Bürgerregierung. Seine Politik war auf die weitere Entwicklung des dänischen Bürgertums, die Verbesserung der Lage der Bauernschaft, gegen den dänischen Adel und auf die Verminderung des Einflusses der deutschen Hanse gerichtet. Der Widerstand des Feudaladels zwang Christian II. im Jahr 1523 Dänemark zu verlassen. Er begab sich zu seinem Schwager Kaiser Karl V. (1519-1556) nach den Niederlanden, um von dort die militärische Rückeroberung Dänemarks vorzubereiten. Inzwischen hatte sein Onkel, Friedrich I. von Schleswig-Holstein (1523-1533), den dänischen Thron bestiegen.
Am 5. November 1531 landete Christian II. an Norwegens Küste, um den Kampf zur Rückgewinnung der dänisch-norwegischen Krone aufzunehmen. Die drohende Gefahr zwang König Friedrich I. von Dänemark Verhandlungen mit der Hanse anzuknüpfen. Sie fanden im Frühjahr und Sommer 1532 in Kopenhagen statt. Hansische Hauptforderung war der Ausschluß der Niederlande aus dem Ostseehandel. Die Verhandlungsbasis wurde jedoch gegenstandslos, als Friedrich I. seinen Neffen im Juli 1532 unter Zusicherung freien Geleits zu Unterhandlungen nach Kopenhagen bat und ihn dort kurzerhand festsetzen ließ. Christian II. wurde bis 1549 in Sonderborg gefangen gehalten und lebte bis zu seinem Tod 1559 unter Aufsicht in Kalundborg.
Als König Friedrich I. von Dänemark am 10. April 1533 starb, sah Wullenwever erneut die Chance, eine erfolgversprechende Sundpolitik zu führen, indem Lübeck an Christian, Herzog von Schleswig-Holstein, dem Sohn des Verstorbenen mit dem Angebot herantrat, ihn bei seinem Bemühen um den dänischen Thron zu unterstützen. Christian lehnte ab. Damit festigte sich die hansefeindliche Front und der offene Krieg gegen die Niederlande schien unvermeidbar. Die Könige von Frankreich und England boten Lübeck Hilfe an.
Äußerst erstaunlich war nun die Tatsache, daß Wullenwever bekannt gab, Lübeck erkenne den gefangenen Christian II. als rechtmäßigen dänischen König an. Für seine Befreiung gewann die Hansestadt den Grafen Christoph von Oldenburg (+1566), dem man den dänischen Thron in Aussicht stellte sowie Graf Johann V. von Hoya (+1549), der als direkter Gegenspieler seines Schwagers, König Gustav I. von Schweden, vorgesehen war. Nach diesen beiden Grafen ging der im Frühjahr 1534 einsetzende lübisch-dänische Krieg unter dem Namen "Grafenfehde" in die Geschichtsschreibung ein. Wullenwevers Ratgeber und Führer der lübischen Flotte Marx Meyer fiel in Holstein ein, Christoph von Oldenburg landete im Mai 1534 mit seinen Truppen auf Seeland, Schonen sowie Fünen. Am 13. Juli fiel Kopenhagen in seine Hand. In Malmö erhob sich die Bürgerschaft und besetzte das Schloß. Lübeck hatte sein Ziel, die Kontrolle des Sundes, erreicht. Der Erfolg währte nicht lange. Der Jütländer Adel hatte am 4. Juli 1534 Herzog Christian zum König Christian III. von Dänemark und Norwegen gekrönt und dieser stellte eiligst ein Heer auf, mit dem er vor Lübeck zog und Travemünde einnahm. Schnelle Hilfe tat Not und so stellte Wullenwever dem Herzog Albrecht VII. von Mecklenburg gegen militärische Unterstützung die Kronen von Dänemark und Schweden in Aussicht. Albrecht VII. war seit der Vertreibung Christians II. aus Dänemark für dessen Sache eingetreten, tat dies aber offensichtlich mehr um dem Kaiser zu gefallen; jedenfalls brachten ihm Bürgschaften auf große Geldsummen, Verhandlungen und Hergabe von Getreide und Proviant für die norwegische Landung Christians II. die Ernennung zum kaiserlichen Rat, Hofdiener und das Amt des Vorschneiders ein. Am 18. November 1534 wurde zwischen Lübeck und Christian III. der Stockelsdorfer Teilfrieden für die Hansestadt und Holstein geschlossen, der Lübecks Niederlage einleitete. In Dänemark spitzte sich die militärsiche Lage zu, so daß der protestantische Graf Christoph von Oldenburg gezwungen war, seinen katholischen Rivalen Herzog Albrecht VII. als Mitstreiter zu akzeptieren. Da das dänische Volk nichts von Herzog Albrecht wissen wollte, sandte dieser seinen Kanzler Joachim von Jetze, um ihm durch einen Popagandafeldzug den Weg zu bereiten. Erst am 8. April 1535 segelte Albrecht VII. mit seiner Gemahlin, zahlreichem Hofgesinde, Jägern und Jagdhunden, aber nur mit etwa 40 Reitern und 300 Fußknechten von Rostock aus nach Dänemark. In Kopenhagen angekommen, überschlugen sich die Ereignisse. Auf Fünen unterlag am 11. Juni 1535 Graf Johann V. von Hoya dem königlich-dänischen Heer. Am 16. Juni 1535 mußte die Hauptkraft der lübischen Flotte bei Svendborg eine Niederlage durch dänische, schwedische und preußische Schiffe hinnehmen. Im Juli 1535 wurden Herzog Albrecht VII. und Graf Christoph in Kopenhagen eingeschlossen.
Ein Hansetag forderte Lübeck auf, den Krieg zu beenden. Der Beschluß des Reichskammergerichts verlangte die Wiederherstellung der alten Stadtverfassung. Wullenwever mußte zurücktreten und wurde schließlich in Lübeck am 29. September 1535 enthauptet, sein Leichnam gevierteilt und gerädert.
Niemand nahm nun noch Rücksicht auf die beiden in Kopenhagen eingeschlossenen Fürsten. Der Versuch Herzog Heinrichs V. von Mecklenburg (1503-1552), seinen Bruder aus der mißlichen Lage zu befreien, brachte im Spätherbst 1535 lediglich eine Verproviantierung der Belagerten.
Lübeck zog sich im Hamburger Frieden vom 14. Februar 1536 offiziell vom aussichtslosen Unternehmen gegen Dänemark zurück. Erst als alle Hoffnung auf Entsatz geschwunden war, übergab Herzog Albrecht VII. von Mecklenburg am 29. Juli 1536 Kopenhagen an König Christian III. von Dänemark.
Reformation und der Sieg über Lübeck und seine Verbündeten in der "Grafenfehde" führten in Dänemark und Schweden zu einer wesentlichen Stärkung der Zentralgewalt und damit zur Schaffung entscheidender Grundlagen zur Entwicklung eines nationalen Königtums.
Herzog Albrecht VII. von Mecklenburg brachte die Unternehmung nichts außer einer enormen Schuldenlast von etwa 300.000 Gulden ein.
Bald nach der Landung des Ex-Königs in Norwegen, wurden in Halmar oder Oslo klippenförmige Münzen geprägt. Es sind Markstücke aus den Jahren 1531 und 1532, ein Doppelmarkstück von 1531 sowie Sechslinge ohne Jahreszahl bekannt (2). Die Markstücke tragen auf der Vorderseite ein gekröntes "C" und auf der Rückseite den norwegischen Löwen. Der Sechsling zeigt bei gleicher Vorderseite rückseitig den gekrönten Oldenburger Wappenschild.
Aber auch nach der Inhaftierung Christians II. entstanden Münzen, die seinen Namen trugen. Die dänische Numismatik kennt zehn Typen, die nachfolgend aufgezählt werden (3).
In Malmö oder Kopenhagen entstanden einseitige silberne Klippen, die ein gekröntes "C" in einem ebenfalls gekrönten Schild zeigen, das die Jahreszahl 1534 (Galster Nr. 82) bzw. 1535 (Galster Nr. 83) teilt.
Von besonderem propagandistischen Wert waren ein Vierskillingstück von 1535 (Galster Nr. 85) mit der Vorderseitenlegende: IMMERITI · CARCERIS · APVD · HOLSATAS · 3 · (im dritten Jahr der unverschuldeten Gefangenschaft bei den Holsteinern), dessen Rückseitenumschrift die Münze als Geld Christians II. ausweist, sowie ein halber Silbergulden aus dem Jahr 1536 (Galster Nr. 84). Seine Umschrift:
MANUS · DEI · ERVET · ME · IMPII · CARCERIS · ANo · 4 · (Gottes Hand befreie mich im 4. Jahr der schändlichen Gefangenschaft) umgibt das Bild des sitzenden, gekrönten Königs, der Szepter und Reichs hält.
In Malmö entstanden 1535 Vierskillinge (Galster Nr. 86) und in Kopenhagen wurden 1535 Witten mit gekröntem "C" (Galster Nr. 87) geprägt. Bekannt ist aber auch ein Witten aus Kopenhagen ohne Jahresangabe (Galster Nr. 88), der den Namensbuchstaben "H" des Königs Hans (1481-1513), aber die Umschrift mit Namen und Titel Christians II. trägt.
Ebenfalls in Malmö oder Kopenhagen entstanden Münzen, die auf ihren Vorderseiten Bild und Titel Christians II., aber auf den Rückseiten Wappen, Namen und Titel des Grafen Christoph von Oldenburg zeigen. Es handelt sich um das undatierte Unicum eines Goldguldens (Galster Nr. 89), um einen weiteren nur in einem Exemplar bekannten doppelten Goldgulden ohne Jahresangabe (Galster Nr. 90) sowie um die häufiger vorkommenden Vierskillinge (Galster Nr. 91), die mit der Jahreszahl 1535, aber auch undatiert bekannt sind. Sämtliche Münzen sind geringwertig ausgebracht (4).
Die Organisation der Münzprägung in Malmö und Kopenhagen oblag dem Münzmeister Jorgen (Georg) Kock (Koch) (5), der unter König Christian II. einen schier unglaublichen Aufstieg erlebt hatte. Kock, 1487 oder 1488 geboren, kam als ein armer Mann aus Westfalen nach Dänemark, wo er durch seine Ehe mit der wohlhabenden Witwe Sidse Kordtsdatter den Grundstein zu ungewöhnlichem Reichtum legte. Am 4. April 1518 übernahm er als Münzmeister die Malmöer Münzstätte und fertigte für König Christian II. u.a. die berühmtberüchtigten Skillingklippen, die der Kriegsfinanzierung dienten und König Christian den Spottnamen "König Klipping" eintrugen. Gegen die eventuelle Anschuldigung der Falschmünzerei hatte sich Kock stets durch geschickt formulierte Quittungen abgesichert. 1523 wählten die Malmöer Bürger Jørgen Kock zum Bürgermeister, welchen Posten er bis 1536 und ab 1540 innehatte. Unter König Friedrich I. führte Kock die Malmöer Münzschmiede weiter, die er pachtete und bis 1530 auf eigene Rechnung betrieb. Hier prägte er bis 1528 die verrufenen Klippen in reguläre Münze um. Nach König Friedrichs Tod, 1533, überwarf er sich mit dem dänischen Reichsrat und nahm Partei für die Interessenvertreter König Christians II., steuerte große Geldbeträge für die militärischen Aktivitäten und zur Organisation des Münzbetriebes in Malmö und Kopenhagen bei.
Nach der politischen Niederlage 1536 erhielt Kock zwar von König Christian III. 1540 auf Drängen der Bürgerschaft den Posten des Malmöer Bürgermeisters, nicht aber den eines Münzmeisters wieder. Jørgen Kock starb 1556.
Nachdem sich nun Herzog Albrecht VII. entschlossen hatte, für König Christians II. und seine eigenen Interessen in Dänemark zu streiten, vereinbarte er sich mit seinem Güstrower Münzmeister in Schwerin am Ostertage (28. März) 1535 (8) und tat öffentlich kund, daß
(...) wir (...) mit unserm Munzmeister zu Gustrow und lieben getrewen, Mauritz Schachten der dänischen Münz halben, uns zumunzen, inn nahmen unsers hern, Khenig Christierns seiner unschuldigen gefengknus, Nachvolgender weis und gestalt, ubereinkhomen sein, das er uns soll gelt machen, der da zehen stuck ein gulden gelten (...)
Diese Münzen dänischer Währung, d.h. Vierskillinge, sollten nach folgendem Fuß ausgeprägt werden.:
Schrot aus der Marck (Stück) | Korn (Lot) | (Feingehalt o/oo) | Rauhmasse (g) | Feinmasse (g) |
63 1/2 | 4 1/2 | 281,25 | 3,683 | 1,036 |
Als Remedium erhielt Schacht ein Quentchen am Feingehalt, d.h. 15,63 o/oo. Weiterhin wollte der Herzog seinem Münzmeister zu dessen Haushaltung ein Jahr lang zwei Ochsen, zwei Schweine, zwei Drömt (ca. 933 Liter) Roggen und eine Last (ca. 3.733 Liter) Malz beisteuern. Nach einem Jahr würde sich Herzog Albrecht entscheiden, ob der Vertrag bei gleichen Bedingungen zu verlängern sei.
Münzmeister Moritz Schacht hat sofort mit der Ausprägung der vereinbarten "dänischen" Münzsorte begonnen.
Der mit der Beaufsichtigung der Güstrower Münzschmiede betraute Joachim Schütte führte eigens ein zur Abrechnung des "dänischen" Geldes angelegtes Rechnungsregister, das er am Sonntag nach assumptio Marie (19. August) 1537 abschloß (9).
Abbildung 1: Register des Joachim Schütte vom 19. August 1537 (Titelblatt) (Aufnahme: Staatsarchiv Schwerin)
Das Register umfaßt die Silberlieferungen von März bis April 1535 sowie die Auslieferung des fertigen Geldes bis August 1535. Danach stellt sich die Produktion des "dänischen" Geldes in Güstrow wie folgt dar:
Am Dienstag nach Ostern (30. März) 1535, also bereits zwei Tage nach Kontraktschluß, lieferte Peter Kopke Silber im Wert von 3.404 fl. sowie gleichzeitig 500 Stück Joachimstaler zum Einschmelzen und Umprägen.
Mittwoch nach Quasimodo (7. April) 1535 brachte Siegmund von Isfeld (Eichsfeld) dem Münzmeister weitere 200 Joachimstaler. Zu dieser Zeit erhielt Moritz Schacht noch weitere 2.400 fl. an Silber durch Joachim Schütte verrechnet, so daß in die Münzstätte Güstrow innerhalb zweier Monate Silber im Wert von 6.636 fl. 20 ß floß. Daraus prägte Moritz Schacht die ominösen "dänischen" Doppelschillinge (Vierskillinge).
Schon am 7. April konnte Siegmund von Isfeld (Eichsfeld), der gerade selbst Taler zum Einschmelzen brachte, die ersten 654 Gulden "dänischer" Münze übernehmen, welche er zu Herzog Albrecht nach Warnemünde zu schaffen hatte, von wo aus der Herzog am nächsten Tag nach Dänemark zu segeln beabsichtigte. Auch Rittmeister Christopher Lützow übernahm auf Befehl des ehemals mecklenburgischen Kanzlers Jürgen von Kettwig 100 Gulden am Vortage der Abreise des mecklenburgischen Fürsten. Am 10. Mai 1535 überantwortete man Jacob Bungner und Jacob Moller für 6.753 Gulden "dänisches" Geld, das sie umgehend nach Dänemark zu bringen hatten.
Unter gleichem Datum rechnete Schütte seinem Herzog weitere 32 Gulden ab.
Montag nach Viti (21. Juni) 1535 erhielt Jacob Moller 3.568 Gulden, um sie nach Dänemark zu schaffen.
Herzog Albrecht verlangte aber noch mehr Geld und so bekam Heinrich Boldewan (+1556), Bürgermeister von Rostock, "zu treuer Hand", am Montag den 2. August 1535 "dänisches" Geld in einer Summe von 654 Gulden. Die Münzen brachte ein Mann namens Kock dem Herzog von Mecklenburg persönlich nach Dänemark.
Somit erhielt Albrecht VII. für sein Silber mit einem Wert von 6.636 fl. 20 ß dänisch-mecklenburgische Münzen im Gegenwert von 11.761 fl. ausgezahlt.
Wie oben ausgeführt waren Doppelschillinge (Vierskilling) zu 10 Stück auf den Gulden vereinbart. Die erste Lieferung vom 7. April 1535 nennt ausdrücklich diese Münzsorte, so daß man bei aller gebotener Vorsicht schließen kann, daß es sich bei dem übergebenen Geld stets um dänischmecklenburgische Doppelschillinge resp. Vierskillinge handelte. Demnach hatte Münzmeister Moritz Schacht im Güstrow 117.610 Stück gefertigt und damit etwa 433 kg Rauhsilber, bei etwa 122 kg Feinsilber verarbeitet.
Darüber hinaus sind im Prozeßbericht gegen den Güstrower Bürger, Vogt und Münzaufseher Joachim Schütte (10) einige Blätter enthalten, die sich als Register des Münzmeisters Moritz Schacht aus den Jahren 1534 und 1535 erwiesen. Diese Rechnung enthält eine Aufzählung des Geldes, das Joachim Schütte von Moritz Schacht erhalten hatte. Auch die "dänischen" Münzen fanden Erwähnung. Die Eintragungen des Münzmeisters sollen, da sie schwer zu deuten sind, aber sich auf das "dänische" Geld beziehen, nur summarisch aufgezählt werden. Nach Schachts Aufzeichnungen hatte Joachim Schütte u.a. bekommen:
Nachdem die Prägung "dänischen" Geldes in Güstrow aktenseitig so klar nachzuweisen ist, können die fraglichen Münzen aus dem bekannten numismatischen Material ermittelt werden. In Güstrow wurden die dänischen Vierskillinge 1535 (Galster Nr. 85) hergestellt. Sie unterscheiden sich durch Münzbild und Stempelschnitt von den übrigen Kriegsprägungen, und entsprechen mit der Legendenform der Forderung Herzog Albrechts, die in Güstrow geprägten Münzen seien "inn nhamen unsers hern, Khenig Christierns seiner unschuldigen gefengknus" auszuprägen.
Abbildung 2: Vierskilling 1535 (Galster Nr. 85), Münzstätte Güstrow
Zu Beginn des Jahres 1536 hatte Albrecht VII. von seinem Musterschreiber Bartholdt von der Heide erfahren, daß der Rostocker Bürger Valentin Ebell für 15 seiner dänischen Doppelschillinge (Vierskillinge) 24 Schilling lübisch geben wollte (11). Da Herzog Albrecht auf großen Gewinn hoffte, schrieb er am 2. Februar 1536 aus Kopenhagen:
(...) weill dir nun bewußt, was itzo dis denisch gelt alhir inn denmarken helt, So ist unser gnedigs begern du willest mit gemelten valtin ebell, daraus handeln, und Ime etzliche suma der denischen dobbelten schilling Inn itzigem grats und schwere, zustellen.
Aus dem erhandelten lübischen Geld sollten sofort neue dänische Münzen geprägt und erneut "(...) also fur und fur (...)" umgewechselt werden. Der daraus entstehende Gewinn sei umgehend an den Herzog nach Kopenhagen zu schicken.
Abbildung 3: Brief Albrechts VII. Kopenhagen, den 2. Februar 1536 (Aufnahme: Staatsarchiv Schwerin)
Um den Kurs - 15 "dänische" Doppelschillinge (Vierskilling) gegen 24 lübische Schillinge - durchzusetzen, schrieb Albrecht VII. von Mecklenburg am 17. Februar 1536 aus der belagerten dänischen Hauptstadt in seine Heimat, man solle von seinem Bruder Herzog Heinrich V. fordern, daß dieser mit der Stadt Rostock über den Wechselkurs verhandeln möge, die Lage würde es erfordern und er, Herzog Albrecht, es nicht vergessen (12).
Hier enden die Nachrichten über die in Mecklenburg hergestellten dänischen Münzen.
(...) ich ztweiffell nicht e.g. tragenn gnediglichenn vonn der berhedunge der muntz halbenn so e.f.g. alhir im reiche zuhabende fhurgenhommen gutt wissenn. dazu ich e.g. so vhill mir mhuglich behulfflich zusein vermeine unnd schicke e.g. alhir ztwey muntzer hans Lutsenn und Joachim Schachtenn (...) mit denselbenn mhugenn sich e.g. underredenn (...) (14)
Wenige Wochen danach, am 24. August 1535, schrieb Koch (Kock) wegen drei weiterer Münzer erneut an Herzog Albrecht (15).
Aus den erhaltenen Münzakten geht zweifelsfrei hervor, daß Herzog Albrecht VII. von Mecklenburg in Kopenhagen sogenannte Beutepfennige, d.h. Prägungen aus erbeuteten Metallgeräten (16), herstellen ließ. Ein solches Gepräge sandte er am 12. Februar 1536 an seinen Neffen Herzog Philipp von Mecklenburg (1514-1557), mit folgenden Worten (17):
(...) Als sichs innsunderheit wol geztimpte e.l. mit einem beuthpfennige etwas statliches zuvereheren, weill es aber bisher ungerathen, und dennoch inn untzweiflicher zuversicht und guter hofnung sehen, glück uf unser seithe, möge sich einsmals, nach götlicher vorsehung, widerkeren, damit aber dennoch e.l. vonn uns, nicht unbegabt pleiben. So schicken wir derselbigen hiemit einen kleinen beutpfennigk denn wir Inn diser unser belagerung Inn nhamen khenigklichen wird, Khenig Christierns zu denmarken etc. (...) haben slahen lassen, und bitten ganz freuntlich denn zu behaglichen wolgefallen vorm uns antzunhemen ...)
Daß Albrecht auch andere Fürsten mit derartigen Geschenken auf seine aussichtslose Lage aufmerksam machen wollte, wird durch einen Brief vom 4. März 1536 aus Minden erwiesen. Herzog Erich d.Ä. von Braunschweig-Lüneburg (1495-1540) bestätigte den Erhalt eines goldenen Beutepfennigs (18). Er schrieb:
(...) E.L. schreiben, mit dareinverwartem guldenen beutpfennigh, und verehrung, haben wir an heut dato alhier zu Minden empfangen den brief horen laßen, freundtlich vermergt und dieselb verehrung, zu besondern hochen dangkh angenomen Wollen denselben umb E.L., und sonderlichen unsers lieben hern, Oheim, und Schwagers, König Christierns willen, in des namen, der, durch E.L. in itziger belegerung, gemuntzt worden und ausgangen ist verwaren, und gerne behalten Und diweil wir aus dem gebreg der gulden pfennigs verstheen, wie die Lateinsche umschrift darauf gestellt. So wünschen wir von hertzen, und bitten got das dasselbe nach seinem almechtigen götlichen willen geschehe, und hochgemelter unser lieber her, und Schwager, seiner Schweren behafftung, und gefengnus, erledigt werde. (...)
Mit diesem Schreiben erlangen wir einen deutlichen Hinweis auf die Art des Gepräges. Aus dem bekannten Münzmaterial läßt sich unschwer schließen, daß sich die Beutepfennige Herzog Albrechts VII. von Mecklenburg in den halben Silbergulden (Galster Nr. 84) zu erkennen geben.
Abbildung 4: Halber Silbergulden 1536 (Galster nr. 84). Kopenhagener Beutepfennig des mecklenburgischen Herzogs Albrecht VII.
Von diesen halben Silbergulden, die nur noch in zwei Exemplaren bekannt sind, gab es demnach auch goldene Abschläge, die von den Belagerten verschickt wurden. Sie dienten ausschließlich der Propaganda. Die Frage nach der Münzstätte, in der diese Prägungen entstanden sind, läßt sich für Kopenhagen entscheiden, denn hier hatte Herzog Albrecht offenbar sein in Güstrow geprägtes dänisches Geld vorrätig, das augenscheinlich als Muster für die Beutepfennige diente.
Sie werden auch die jüngsten Erzeugnisse aus der Belagerungszeit sein und alle übrigen Gepräge (Galster Nr. 82, 83, 86-91) gehören vielleicht in die Zeit, als Graf Christoph von Oldenburg noch ohne Herzog Albrechts "Unterstützung" in Dänemark stritt.
Die wachsende Hoffnungslosigkeit für die Belagerten und der sich abzeichnende Erfolg der Belagernden, gereichte einer Kreditfähigkeit der minderwertigen Erzeugnisse aus der Kopenhagener Münzschmiede nicht zum Vorteil und so sahen sich Herzog Albrecht von Mecklenburg und Graf Christoph von Oldenburg am 10. März 1536 (19) in Kopenhagen zu dem münzpolitischen Bekenntnis genötigt, daß sie
(...) beiderseits in disen reiche in nhamen (...) khenig Christierns in denemark etc., und in errettung desselbigen gefengknus etzliche Munze (...) haben munzen und slahen lassen davon Koppenhagen und elbogen [Malmö] (...) beschwerung getragen (...)
Beide Fürsten erklärten nun:
(...) Demnach gereden und versprechen wir für uns, bey unsern ehern guten glauben und treuen, dis unser jder besunderlich seiner muntze halben (...) nachsehen lassen werden, derwegen allenthalben unclagbar machen schadlos halten und widerumb benhemen sollen und wollen (...)
Sicher war auch diesem fürstlichen Versprechen kein Erfolg mehr beschieden. Den durch die Minderwertigkeit des Geldes hervorgerufenen Verlust trug der zufällige Besitzer.
Der Herr Etatsrath Thomsen zu Kopenhagen hat der großherzoglichen Münzsammlung eine Bleibulle geschenkt, welche in Kopenhagen gefunden und für Meklenburg interessant ist. Die Bulle oder Medaille ist 1 1/2 Zoll im Durchmesser und, wenn auch roh, doch mit Sicherheit gearbeitet. Die Vorderseite zeigt das fünfschildige meklenburgische Wappen, in dem Style, wie es in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erscheint; der ganze Styl der Arbeit weiset auf diese Zeit zurück. Auf der Rückseite stehen im Vierpaß die verschlungenen oder monogrammatisch zu Einem Zeichen zusammengesetzten Buchstaben in großer lateinischer Unzialschrift:
Diese Buchstaben sind nach der meklenburgischen Geschichte wohl nur auf Ludwig Herzog (zu) Meklenburg zu deuten; man könnte in der Verschlingung der Buchstaben auch L H v M = Ludwig Herzog von Meklenburg lesen wollen; aber das Wort 'von' ist in jenen Zeiten nicht gebräuchlich; da man damals immer die Präposition 'zu' gebrauchte. Die Buchstaben sollen wohl auf den Prinzen Ludwig gehen, welcher dem Herzoge Albrecht dem Schönen während seines Aufenthalts in Kopenhagen im J. 1535 geboren ward und welcher in demselben Jahre in Kopenhagen starb. Wahrscheinlich hängt diese Bleibulle mit dem Begräbnisse dieses Prinzen zusammen, um so mehr, da sie in Kopenhagen gefunden ist.
G. C. F. Lisch.
(Nordisk Numismatisk Årsskrift 1985-86 S. 97-112)
Man kan tænke sig, at et blymærke, der er fundet i København og eventuelt også er præget der, kan have været en slags minde om Ludvig, søn af den mecklenburgske hertug Albrecht VII. Både Ludvigs fødsel og død skete i året 1535 i det belejrede København.
(Redaktionen)
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